Lienhard. Editionen. Kalender. Kunst.Ostschweiz
Kunstkalender 2007Sabian Baumann
Der Schweizer Künstler Sabian Baumann ist neben seinen Videoarbeiten, Installationen und Objekten in erster Linie durch seine Zeichnungen bekannt. Sie wirken auf den ersten Blick oft einfach, spielen mit Merkmalen von Comics Figuren werden dann plötzlich aber auch wieder fein und realistisch. Die Verbindung unterschiedlicher Zeichenstile generiert eine Spannung, die sich in den Inhalten fortsetzt. Diese vermitteln häufig Empfindungen von Unwohlsein, Befindlichkeiten von Einzelnen, die quer stehen zu gesellschaftlichen Erwartungen, gesellschaftlich unpassende Ansprüche und Sensibilitäten, und wenn Komik, so eine für die Figuren unfreiwillige. Oft erweisen sich die Zeichnungen, die zunächst einfach schienen, als vielschichtig und irritierend, lohnend, auch wenn man sie mehrmals betrachtet.
Die Zeichnungen für dieses Jahr
Kleine gebückte Figuren, Knilche, gehen durch das Jahr. Sie finden sich in verschiedenen bedrohlichen Situationen oder fundamentalen Lebenslagen unserer Zeit. In diesen Situationen, in denen man sich eher Heldinnen oder PhilosophInnen wünschen wollte, bewegen sie sich scheinbar banal und unbedarft. Unermüdlich unterwegs, sehen sie meist gar nicht, was ihnen droht. Diese Spannung zwischen verletzlicher Einfachheit und existenzieller Tiefe generiert Fragen. Zum Beispiel die Frage nach der Möglichkeit von Heroismus selbst – oder gerade – im trivialen alltäglichen Trott.
- Ob einfach weitergehen, weitermachen, helfen kann, wo man an eine schützende Hand nicht glaubt?
- Ob alle aussen drohenden «Monster» tatsächlich in Wahrheit innen liegende Monster sind?
- Und diese vielleicht freundlich?
- Ob Ohnmacht angesichts äusserster Bedrohung notwendig Wünsche nach äusserster Macht generiert?
- Ob man unverwundbar wäre, würde man ein wärmendes Ziel im Auge behalten?
- Ob Angriffe für Angreiferinnen nicht ausserordentlich anstrengend sein müssen?
- Würden gerade und einsichtig absehbare Wege den Fortschritt erschweren?
- Können wir Dinge konstruieren, die uns auch auf Distanz bedrücken?
- Wenn die heimatliche Geborgenheit der Ort grösstmöglichen Schreckens ist, müsste dann die Fremde der Ort grösstmöglicher Geborgenheit sein?
- Müssten Heldinnen, wenn sie grösser sein wollen, Tiere werden?
- Kann man sich das leisten, gegenüber Statussymbolen blind zu sein?
- Nochmals die existenzialistische Frage nach dem Weitergehen im trivialen Alltagstrott: ist es dieses «Trotzdem» das die Welt antreibt oder treibt uns die Welt, zwingt sie uns zu solchen Schritten «trotzdem»?
- Ob man ausschreiten muss, damit man vom Dunklen ins Farbige kommt?
Ob dieses Jahr Antworten geben wird?
Dagmar Reichert
Wir wünschen Ihnen Superkräfte und alles Gute im neuen Jahr.
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