Lienhard. Editionen. Kalender. Kunst.Ostschweiz
Kunstkalender 2011Mirjam Wanner
TIPP 6
Stehen Sie eine halbe Stunde früher auf als üblich.
Schauen Sie aus dem Fenster und beobachten Sie wie der Tag erwacht. Schauen Sie den Wolken zu, wie sie schnell oder gemütlich über den Himmel Ziehen. Hören Sie dem Pfeifen der Vögel zu. Vielleicht sehen Sie einen Fuchs auf seiner morgendlichen Patrouille.
P.S. Zeichnen Sie einen Fuchs.
Mirjam Wanner
«Ich gehe in den Wald hinein.»
Fotografische Innenansichten
Rentner, Rösseler, Jogger, Schulkinder, Hündeler, Verliebte, Exhibitionisten, Pfadfinder, Biker, Pilzsammler: Alle gehen sie in den Wald. Und Mirjam Wanner? Sie geht in den Wald hinein. Das Wort hinein mag beliebig klingen. Doch dieses Hinein unterstreicht die Absichtserklärung und die Dynamik ihres Unterfangens.
In den Wald hineingehen: Damit verbindet Mirjam Wanner loslassen, sich einlassen, geschehenlassen. Sie selber beschreibt eine ihrer Erkundungen so: «Ich bin im Dickicht gelandet. Umgeben von Hölzern, Gräsern, Moos und Tannengeäst tun sich Wege auf, um im nächsten Augenblick wieder zu verschwinden.» Und stimmig geht es weiter im Text: «Formationen von Gestrüpp verführen mich und schicken mich weiter, neue zu entdecken. Phantasien, Phantasmen, Geräusche, Geknacke, geheime Wege und Verstecke. Alles ist möglich. Rastlos verweile ich hier. An diesem verrückten Ort, wo niemand ist ausser mir und ein paar wilden Tieren.»
Wirklich: Alles ist möglich, wenn sich Mirjam Wanner «an einem verrückten Ort» fallen lässt und darin eintaucht. «Ich habe keine besonderen Bäume gesucht», sagt sie. Sie näherte sich vielmehr besonnen und besinnlich dem Wald und war sich bewusst: Drinnen bin ich mir selbst überlassen, allein wie eine Mutterseele. Mal empfand sie einen Aufbruch in den Wald hinein als Herausforderung, mal als Anklopfen, mal als Besuch, mal als Heimkommen, mal als Prüfung und Initiation. Die Fotokünstlerin liess Stativ, Objektive, Ladegerät oder Blitzlicht zu Hause. Sie begnügte sich mit einer 50-fränkigen Holga-Plastikkamera, die sie einst in Wien erstanden hatte. Viele Aufnahmen ergaben sich intuitiv. Entstanden ist eine sphärische Welt zwischen Himmel und Erde, eine Innenansicht nicht nur von dieser Welt. «Ich bin anders aus dem Wald herausgekommen, als ich hineingegangen
bin», umreisst Mirjam Wanner ihre eigene Transformation.
Zur Box
Die sechs ausgewählten grossen Kunstaufnahmen von Mirjam Wanner vermitteln Tiefe und bieten Raum für eigene Phantasien. Sie lösen Emotionen aus, stimmige, kontroverse oder auch bedrohliche. Spür- und erlebbar verleihen sie dem Büro oder Arbeitsplatz eine träumerische Note: Stress lass nach.
Keine Angst vorm Abheben: Das beiliegende ebenfalls von Mirjam Wanner konzipierte und gestaltete «NOTIZ-BUCH ZWEITAUSEND UND ELF» ruft in die real existierende Welt der Jahresplanung mit 365 Tagen zurück – und zwar ohne Mahnfinger. Stattdessen überrascht der Kalender mit filigranen Figuren aus der Pflanzenwelt und mehr oder weniger ernst gemeinten Tipps: Philosophie im Taschenformat. Dazwischen ist Platz für eigene Gedankenblitze und Notizen.
Dazu ein Beispiel von Mirjam Wanner: «Gehen Sie in den Wald und rufen Sie hinein. Horchen Sie, was für eine Antwort Sie erhalten.» Wenn Sie möglichst viele Notizen im Kalender nieder schreiben, verweist er nicht nur auf Termine sondern ruft auch Erinnerungen wach.
Edith Lier
Die Familie Lienhard und die Mitarbeitenden der Lista Office wünschen Ihnen für das neue Jahr viele besinnliche Waldspaziergänge und Raum für eigene Phantasien.
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