Lienhard. Editionen. Kalender. Kunst.Ostschweiz
Kunstkalender 2024Katrin Mosimann
© Katrin Mosimann, St. Gallen für Lienhard Edition No. 4
Fotografie Jürg Zürcher, St. Gallen
Druck Niedermann Druck AG, St. Gallen
Sie haucht Alltagsgegenständen Leben ein
«Ich habe immer ein wenig Scheu vor dem Wertvollen.»
Selbstbewusst steht sie da, Olga, die Hände in die Taille gestützt und ein Gemshorn auf dem Kopf, symbolisch, als starke Antenne für alles, was von oben kommt. «So wie Olga möchte ich sein», sagt ihre Schöpferin, die St. Galler Künstlerin Katrin Mosimann. Auch ihre anderen für den Kalender fotografierten Figuren strahlen oft Kraft und Energie aus. Eine Kraft, welche die Künstlerin manchmal selbst überrascht. «Ich habe immer ein wenig Scheu vor dem Wertvollen, mit ersetzbarem Material fühle ich mich unbefangener», meint Katrin Mosimann. Aus dem Alltäglichen, das sie umgibt, kreiert sie oft Überraschendes. Gängige Knetmasse reicht, um eine verspielte, charmante oder übermütige Figur zu formen. Fragend, zweifelnd, auch etwas angstvoll ist der Blick, wenn der Körper in einer Rolle Nähgarn gefangen scheint. Wenn die Figur in einem rosa Badeschwamm steckt und dabei Geborgenheit zu suchen scheint, dann ist man mittendrin in Katrin Mosimanns Kunst-Welt.
Sehnsucht nach Ausbruch
Eine andere Figur reckt, durchaus selbstbewusst und gekleidet in ein Stück Wellpappe, ihre Arme. Als wolle sie Herausforderungen mutig annehmen. Dies tat auch die Künstlerin, nachdem sie durch einen Unfall in Neuseeland ein schwere Fussverletzung davongetragen hatte. «Vielleicht gab mir dieser Unfall letztendlich die Erlaubnis, nur noch Kunst zu machen.» Es wirkt, als spiegelten Katrin Mosimanns Figuren diese eigene Sehnsucht, immer wieder aus dem Eingeschränkten ausbrechen zu dürfen – auch durch ihre Kunst. Katrin Mosimann wurde mit diversen Ausstellungen in der Region vor allem durch ihre Textilkunst bekannt. Zudem drückt sie sich durch Malerei und Objektgestaltung aus. Und nach einer künstlerischen Pause zwischen 2017 und 2020 sehen wir jetzt diese kleineren, figürlichen Arbeiten. Aus farbigen Klebebandrollen entsteht unter Katrin Mosimanns Händen ein Leuchtturm. Statt des sich drehenden Scheinwerfers ist es ein Gesicht, das vom Turm zu verkünden scheint: «Ich bin da.» Vielen Figuren wohnt ein ganz feiner, subtiler Humor inne. Und man staunt immer wieder, mit welch leichter Hand aus einfachsten Grundmaterialien, etwa einem Pinsel oder einem alten Brausekopf, Figuren entstehen, die Lebendigkeit und Präsenz ausstrahlen. Die Künstlerin arbeitet schnell, ein figürlicher Ausdruck muss unmittelbar gestaltet sein. Im Leben ist Katrin Mosimann nicht mehr schnell unterwegs, sie muss langsam gehen, sagt aber, dass sie daher viel mehr wahrnehme. «Ich arbeite künstlerisch eigentlich in dem Tempo, in dem ich gerne unterwegs wäre.»
«Aussenseiterkunst berührt mein Herz»
An Katrin Mosimanns Kunst berührt der spielerische, oft unerwartete Umgang mit Einfällen. Und so spielerisch und unerwartet wirken Katrin Mosimanns Figuren wie verschiedene Facetten des Lebens. Im Foyer des St. Galler Museums im Lagerhaus (heute Open Art Museum) konnte die Künstlerin 2021 ihre Arbeit zeigen. Das Museum, spezialisiert auf Aussenseiterkunst, bot dieser spontan arbeitenden Künstlerin eine Plattform, um neue Arbeiten wie auch ältere bis anhin noch nie gezeigte Nähbilder zu präsentieren. Aussenseiterkunst zieht sie an. «Aussenseiter machen einfach, und was sie machen, das berührt mich im Herz.» Und auch Katrin Mosimanns Kalenderbilder berühren, weil sie mit feinen Emotionen überraschen.
Martin Preisser
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