Lienhard. Editionen. Kalender. Kunst.Ostschweiz
Kunstkalender 2005Monica Germann
Charakteristisch für ihren Zeichenstil ist, dass Monica Germann alle Bildgegenstände in einer flüchtigen, wie rasch notierten, Ausdrucksweise festhält. Die Zeichnungen sind mit schwarzem Filzstift auf knalligem neonfarbenem Grund angefertigt und durch Schraffuren, bewegte Linien und häufig aufbrechende Umrisse wird ihre momenthafte Erscheinungsweise noch betont. Stets bleibt Fragmenthaftes in den Zeichnungen erhalten und so entstehen knisternde Nahtstellen zwischen Figur und Raum. Zugleich werden an den sich öffnenden Konturen die Spuren des künstlerischen Schaffensprozesses im Bild sichtbar.
Ihre Sichtweise der Dinge, einem künstlerischen Tagebuch vergleichbar, fügt Monica Germann zu einer Reihe von Zeichnungen zusammen, die sich in der Vorstellung zu einer offenen narrativen Struktur verbinden: Der Blick wird über alltägliche Gegenstände gelenkt, wie Zeichenutensilien, Abwaschberge und Kinderspielzeug. Die vertrauten Spuren und Details des häuslichen Lebens sind überall sichtbar.
Wie schon in früheren Arbeiten der Künstlerin interagieren auch hier verschiedene Medien: Es werden Polaroid-Fotos in die Zeichnungen integriert, die die Blätter blitzlichtartig ergänzen und sogar Personen in die vertraute Szenerie einführen. So ist die Künstlerin selbst bei der Anfertigung einer Wandmalerei zu sehen, daneben tauchen Kinderfotos, aber auch Ausschnitte aus der Natur und von Strassenszenen auf. Räumlich und zeitlich getrennte Realitätsebenen kommen durch die Medien Zeichnung und Fotografie zusammen, so dass sich bei der Betrachtung Wahrgenommenes mit neuen Bedeutungen und Assoziationen verwebt.
Die Zeichnungen erfassen das Atmosphärische und Sinnliche der sich stets im Wandel befindlichen Umwelt und halten in einzelnen Wahrnehmungs-Momenten fast spielerisch die moderne Lebenswelt und ihr Interieur fest. Das Besondere dabei ist, dass die Beschreibungen der Dinge stets von einer Gegenwärtigkeit und anschaulichen Direktheit geprägt sind, die in vollkommenem Gegensatz zum permanenten Rausch der Bilder und
dem Abheben in eine medienvermittelte Realität stehen. Auf diese Art entsteht eine wirklichkeitsnahe und reflektierende Auseinandersetzung mit der Ästhetik des Alltags.
Sonja Claser, Kunsthistorikerin
«LISTA wünscht Ihnen für 2005 spielerischen Umgang mit den täglichen Herausforderungen»
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